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Mausklick mit Sexkick

26.03.2017

Jugendliche und Pornografie

Vor etwa einem halben Jahr besuchte ich im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung ein Seminar zum Thema Pornografie. Der Referent, ein ehemals pornosüchtiger jun­ger Mann, ließ uns in eine Welt blicken, die mir in dieser Dimension überhaupt nicht bewusst war. „Natürlich gucke ich Pornos, das machen doch alle Jungs“, sagte ihm ein 15-Jähriger. Er begegnet durch seine vielen Kontakte mit Jugendlichen der traurigen Realität, die die Statistiken als bloße Zahlen widergeben: „Normale“ Pornografie kon­sumieren seiner Schätzung nach 90% der männlichen Teenager zwischen 14 und 20 Jahren monatlich.

Die weit verbreitete Annahme, Jugendliche und Erwachsene könn­ten zwischen pornografischen Bildern und der Realität unterscheiden und das Gesehene habe kaum Einfluss auf ihre Einstellung und ihr Verhalten, ist wissenschaftlich eindeutig nicht zu halten. „Wenn ich mal eine Freundin habe, höre ich natürlich damit auf“, sagt der 15-Jährige, „denn das wäre ja wie fremdge­hen!“ Diese Aussage zeugt von einem Gespür für eine Beziehung, aber leider sieht die Realität anders aus. Ein junger Mann, der seit Jahren eigentlich täglich Pornografie konsu­miert, will damit aufhören. Seine Freundin hat ihn dabei ertappt und sich sehr verletzt gefühlt. Er musste ihr versprechen, künf­tig keine Pornos mehr zu schauen: „Das Versprechen habe ich seitdem fast jeden Tag gebrochen … Also, ich will aufhören, ich schaff es aber nicht. Ich will sie nicht mehr betrügen und das schlechte Gewissen zehrt auch an meiner Kraft als Christ.“

Pornografische „Drehbücher“ im Kopf

Unser Referent erzählte, dass manche Jugendlichen es als nützlich ansähen, Pornos zu schauen, sie hätten etwas dazugelernt. Er hielt dage­gen, dass sie sich ihre Sexualität kaputt machen würden: Im Kopf speichern sich pornografische „Drehbücher“, die übernommen und auf die partnerschaftliche Intimität übertragen werden. Eine individuelle sexuelle Zufriedenheit kann sich nicht entwickeln.

Eine Frau berichtete, wie sie unter der Pornosucht ihres Mannes leidet und diese die Intimität ihrer Ehe zerstört: „Er begehrt mich kaum noch und wenn, dann ist es, wie wenn er eine Schablone auf mich legt und sein Phantasiekino an mir abspult. Ich bin dabei gar nicht gemeint.“ Frauenfeindliche Haltungen bis hin zur Sicht der Frau als Sexobjekt, sexuelle Gewalt tolerierende Einstellungen sind die Folgen von Pornografie. Eine emotionale, auf Empathie und Einfühlungsvermögen aufgebaute Be-ziehung wird beeinträchtigt, beziehungs-weise verhindert.

Unser Referent sah das Problem des Konsums von Pornografie vor allem auf drei Feldern: Es gibt Veränderungen im Gehirn, es kommt zu Veränderungen im Tun und das wirkt sich auf die Veränderung der Gesellschaft aus: Pornografie ist in der Generation U30 nicht mehr schambesetzt. Pornografie wird verharmlost, normalisiert. Wir müssen die Frage nach der Würde des Menschen stellen. Erwachsene, aber vor allem auch Jugendliche sind pornografischen Inhalten zuhauf ausge­setzt. Sie brauchen Begleiter, um eine gesunde Sexualität und Beziehungsfähigkeit entwic­keln zu können. Das ist eine Überlebensfrage für unsere Gesellschaft.

X.
In: „unser weg“ - Schönstatt Familienmagazin 2/2013

www.unserweg.com


 

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