Zusammenarbeit: gelebte Mitverantwortung © H. Brehm

Meine Mitarbeiter entwickeln

10.05.2010

Helmut S. ist Geschäftsführer in einem internationalen Unternehmen. Beim Wirtschaftsforum in Oberkirch stellte er ein Modell vor, wie man Mitarbeiter mehr am Unternehmen beteiligen kann. Er orientiert sich dabei am Führungsstil und den pädagogischen Maximen Pater Kentenichs.

 

Vertrauen ermöglicht Entwicklung der Mitarbeiter

In unserem Unternehmen sind zwei Projektleiter für etwa 90 Mitarbeiter verantwortlich. Ich habe immer wieder verglichen: Beide sind gleich lang im Unternehmen, der eine 16, der andere 17 Jahre. Der eine hat immer Nachwuchskräfte entwickelt. Von dorther ist immer wieder die nächste Generation gekommen. Der andere ist qualitativ genauso gut – fachlich gesehen. Aber was er nicht getan hat: Er hat nicht diese Beziehung zu seinen Mitarbeitern entwickelt, man könnte es auch im gewissen Sinn als „Vaterrolle“ bezeichnen. Der andere, der in diesem Punkt erfolgreicher arbeitet, hat ständig Beziehung zu seinen Mitarbeitern. Er schenkt seinen Mitarbeitern Vertrauen und hat damit eine ganz andere Entwicklung der Mitarbeiter ermöglicht.

 

Atmosphäre bestimmt, was wachsen kann

Daran ist mir deutlich geworden – und dies muss uns in Führungsaufgaben selbst bewusst sein: Atmosphäre bestimmt, was wachsen kann. Welche Atmosphäre schaffen wir in unserem Umfeld? Was kann in meinem Umfeld wachsen?

 

Das Geschäftsleben ist sehr oft auch Stress, Belastung, da ist die Erwartungshaltung vom „Management Shareholder“ (Kapitalgeber)*. Wir müssen uns verändern, weil es leider nicht immer der Kurve nach bergauf geht, auch wenn sich jeder Er trags - entwicklungen wünscht. Ein solcher Mo - ment ist etwas ganz Kritisches. Hier sind wir Führungskräfte ganz massiv gefordert.

 

Mitarbeiter entlassen?

Ich habe so eine Situation einmal miterlebt: Vier Jahre lang ging es bergauf, dann kam ein Verlustjahr. Was machen Konzerne? Mein Chef aus Köln schickte Mitarbeiter zur Beratung, „Überwachungsorgane“ mit guten Ratschlägen. Die Auditoren schlugen Entlassungen vor. Sie sagten: Wir treffen keine Entscheidung, aber das wäre unser Rat.

 

Am nächsten Tag durfte ich mit meinem Chef noch einmal telefonieren. Ich sagte ihm: „Sie haben jetzt mein Konzept gesehen und das Konzept der beiden Auditoren.“ Daraufhin sagte er nur: „Sie können Ihren Weg gehen.“ Ein ganz kurzes Wort, das unheimlich Vertrauen gab, einen unheimlichen Schub. Diesen Schub konnte ich ins Unternehmen weitergeben. Die Mitarbeiter, die ich damals „halten“ konnte, sind wirkliche auch heute noch die Partner, die für das Unternehmen ganz wertvoll sind.

 

Erfolgserlebnisse schaffen

Wir müssen unseren Mitarbeitern Erfolgserlebnisse ermöglichen. Wir brauchen sie ja selber. Wir brauchen die Bestätigung, egal an welchem Punkt wir sie bekommen. Als Führungskräfte sind wir verantwortlich, dass unsere Mitarbeiter Erfolge feiern dürfen, sich daran freuen können. Erfolge sind das beste Motivationsmittel. Nach einer Anstrengung die Erfüllung zu finden: Das lässt die Einzelnen erleben, warum sie überhaupt dieser Aufgabe nachgehen. Das ist eine Erfahrung von Sinn.

 

Zielvereinbarungen sind wichtig

Dazu aber müssen die Einzelnen immer Ziele vor sich sehen. Sie zu setzen, ist eine wichtige Aufgabe von Führungskräften. Christliche Unternehmer machen hier immer wieder den Fehler, dass sie einfach diese Höhenmarken nicht setzen wollen. Es arbeiten ja alle brav, es ist ja alles in Ordnung. Aber das Ziel entsprechend anspruchsvoll zu setzen: Das braucht die Gruppe und der Einzelne, das weckt Kräfte. Solche Vereinbarungen müssen ernsthaft und das heißt auch schriftlich getroffen werden. Wir sind sehr oft einfach zu unverbindlich. Ziele werden dann nur global, eher schwammig formuliert, so nach dem Motto: „Ich habe ja eh gesagt, dass wir um zehn Prozent wachsen sollen.“ So etwas reicht nicht. Ein Mitarbeiter darf durchaus fragen: Was sind die Ziele, die du oder die Sie mir vorgeben? Was erwarten Sie von mir?

 

Mitverantwortung ermöglichen

Führen ist auch Dienst am Leben. Was bedeutet das? Wir müssen ständig unsere Sensorik aktivieren. Es ist anstrengend, Chef zu sein, denn ich muss – oder will – mich ständig mit den Meinen auseinandersetzen, damit sie sich weiterentwickeln. Dabei muss ich sie teilhaben lassen an meiner Arbeit, wie ich es am lieben Gott erlebe, der uns in die Entfaltung der Schöpfung einbezieht. Bei dieser Form von Mitverantwortung ist Information ein entscheidendes Motivationsmittel. Teilhaben lassen, teilwissen lassen an dem, was geschieht und was die nächsten Dinge sein werden. Sich selbst immer wieder zurücknehmen. Sehr oft heißt es: Das ist Chefsache. Aber ist es das wirklich immer? Manches können die Mitarbeiter vielleicht genauso gut allein erledigen und haben auf diese Weise auch die Chance, einmal vorn zu stehen.

 

Aus: UNSER WEG, Schönstatt Familienmagazin 1/2008

www.unserweg.com


 

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