Paar bleiben in der Familie © K. Glas

Eltern sein - Paar bleiben

07.09.2010


Sich als Paar nicht zu verlieren in den verschiedenen Lebens- und Kinderphasen ist immer eine neue Herausforderung.

 

Verabredet

Als wir beide vor unserer Hochzeit ein Ehevorbereitungsseminar in Schönstatt besuchten, gab man uns unter anderem als Tipp mit auf den Weg, sich einen Abend in der Woche als „Zeit zu zweit“ zu reservieren und fest in den Kalender einzutragen. Damals lachten wir über diesen Gedanken – wir hatten doch alle Zeit der Welt miteinander! Im Ehealltag stellte sich aber bald heraus, dass „alle Zeit der Welt“ oft nur für das Organisatorische und Alltägliche reichte – das „Sich verabreden“ und „Sich aufeinander freuen“, das wir aus den Anfängen unserer Beziehung kannten, war nicht 1:1 auf das Eheleben übertragbar. Als spontane und freiheitsliebende Typen wehrten wir uns aber nach wie vor gegen einen geplanten Eheabend im Kalender. Das musste doch auch anders gehen! Dann kam unser erstes Kind zur Welt. Glück pur – und Erschöpfung pur. Keine Nacht mehr durchschlafen, tagsüber abwechselndes Herumtragen und wenn das Baby schlief, schliefen wir auch. Zeit zu zweit hatten wir keine mehr … Langsam dämmerte uns, dass der Tipp vom Ehevorbereitungsseminar doch nicht so lebensfremd war wie ursprünglich gedacht. Wir fragten die Nachbarn, ob sie einmal pro Woche für zwei Stunden auf unser Kleines aufpassen würden. Kein Problem! Die ersten Male gingen wir sehr unruhig von zu Hause fort. Unserer Gedanken waren mehr bei unserem Kind als bei uns beiden. Wir merkten, es war gar nicht mehr so leicht, über etwas anderes zu sprechen als über das Baby. Und uns wurde klar: Wenn wir jetzt nicht wieder in unsere Ehe investieren, verlieren wir uns als Paar. So haben wir uns vorgenommen, uns einmal pro Woche miteinander zu verabreden und zu zweit etwas Schönes zu machen. Oft ist es einfach ein Spaziergang. Oder wir gehen in ein Café oder ins Kino. Manchmal sind auch Wochen dabei, in denen es nicht klappt. Aber wir merken, wie wichtig diese Zeit der Beziehungspflege für uns ist – und wie wichtig es in einer Ehe ist, am Ball zu bleiben.
X.

 

Die Partnerschaft pflegen

Der Abstand zwischen unserem ältesten und unserem jüngsten Kind beträgt 18 Jahre. Bei sechs Kindern war es uns kaum möglich, feste Zeiten zur Pflege der Partnerschaft zu sichern. Vielmehr versuchten wir, günstige Gelegenheiten für Gespräche und gemeinsame Aktivitäten entschlossen beim Schopf zu packen. Denn schon früh war uns klar: Ohne eine intensive Pflege der Partnerschaft würden wir der hohen Dauerbelastung nicht gewachsen sein. Immer wieder haben wir auch versucht, uns wenigstens einmal pro Woche für eine Art geistlicher Standortbestimmung zusammenzusetzen. Auch gemeinsame Projekte, vom Hausbau bis zum Besuch eines Literaturkreises, halfen uns, den Radius als Paar zu vergrößern. Als die Kinder etwas größer wurden, gewannen die Pflege persönlicher Talente und ehrenamtliches Engagement im gesellschaftlichen und kirchlichen Bereich wieder mehr an Gewicht und bereicherten den partnerschaftlichen Austausch.
X.

 

Dann war das Haus plötzlich leer

Unsere drei Kinder haben innerhalb von zwei Jahren geheiratet oder ihre Ausbildung beendet und sind fast gleichzeitig von zu Hause ausgezogen. Das war eine riesige Umstellung für uns. Das Haus war plötzlich so leer! Bei den Mahlzeiten saßen wir uns nun wieder allein gegenüber – und ehrlich gesagt wussten wir am Anfang gar nicht so recht, wie wir diese neue Zweisamkeit gestalten sollten. Das Meiste hatte sich doch vorher um die Kinder gedreht. Wir mussten uns als Paar wieder ganz neu finden und „zusammenraufen“. Das ging nicht immer reibungslos. Aber es war auch eine schöne Zeit – fast wie am Anfang unserer Ehe, als wir frisch zusammengezogen waren und sich das Leben zu zweit erst einspielen musste. Wir haben uns dann bewusst Aktivitäten gesucht, die uns beiden Freude machen und viel gemeinsam unternommen. Ausgedehnte Radtouren über die Dörfer zum Beispiel. Wir haben es genossen, an den Orten Halt zu machen, die uns gerade gefallen haben – ohne auf die Vorlieben unserer Kinder Rücksicht nehmen zu müssen. Wir lesen auch beide gerne und haben uns oft auf interessante Zeitungsartikel aufmerksam gemacht oder uns darüber ausgetauscht. So sind wir mehr und mehr miteinander ins Gespräch gekommen, auch über unsere Empfindungen, und wie es uns mit der neuen Lebenssituation geht. Im Laufe der Monate haben wir gemerkt, dass auch das innere Band zwischen uns wieder stärker geworden ist. Wir haben dann einen richtigen „zweiten Frühling“ miteinander erlebt.

 

X.

Aus: unser weg, Schönstatt Familienmagazin 3/2008

www.unserweg.com


 

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