Erotik - Sauerstoff für das Feuer der Liebe © K. Glas

Ich meine dich ganz - Gedanken zur Erotik im Alltag

04.05.2010

Mitten im Kochen spüre ich eine Hand, die meinen Körper sucht. Ich genieße es, weil ich spüre, dass mein Mann mich auch nach 20 Jahren, die wir uns jetzt schon kennen, immer noch toll findet und Lust auf mich hat. Wir spüren, wenn wir eins mit uns selbst sind, wenn wir uns in unserer Mitte fühlen, wenn wir Gottes Nähe wahrnehmen, dann drängt es uns auch körperlich zueinander. Und umgekehrt spüren wir, wenn wir keine Lust aufeinander haben, dann „stimmt“ etwas nicht und wir müssen uns wieder neu suchen und begegnen. Ein Blick, eine Berührung, eine liebe- oder lustvolle Bemerkung weist uns über unseren Alltag hinaus auf unsere Liebe, die wir lebendig halten wollen. Diese Liebe ist immer geistig, seelisch und körperlich.

 

Erotik ist Achtsamkeit

Achtsamkeit, die wir uns gegenseitig schenken, damit wir unsere Befindlichkeiten wahrnehmen und spüren, was wir an Nähe und Distanz brauchen, um uns immer wieder neu zu finden. Wir brauchen aber auch die Achtsamkeit uns selbst gegenüber, denn gut begegnen kann ich meinem Mann ja auch nur dann, wenn ich um mich selber weiß. Achtsamkeit braucht es auch unserem Äußeren gegenüber, denn ich möchte für meinen Mann attraktiv sein und bleiben, und ich freue mich daran, wenn er sich ebenso darum bemüht.

 

Erotik ist Fantasie

Unsere Gedanken und Träume haben keine Grenzen. Und das genieße ich. Träume sind für mich eine Stimme Gottes. Sie weisen mir den Weg zu meinen Ängsten, zu meiner Sehnsucht. Wenn ich ihnen traue, führen sie mich zu mir selbst und zu Gott. Unsere erotischen Fantasien bereichern uns in gleicher Weise, denn sie zeigen uns ein Land, das wir neu entdecken dürfen, vor allem auch wenn es uns gelingt, einander daran teilhaben zu lassen. Ich denke, Angst vor erotischen und sexuellen Fantasien schneidet einen Lebensfaden ab.

 

Erotik ist Lebendigkeit

Wenn ich lebendig bin, innerlich reich und voller Tatendrang, dann fühle ich mich auch erotisch. Dann suche ich Erotik und schenke Erotik. Ich denke, das hat etwas zu tun mit unserer Lust aufs Leben. Lebendige Menschen strahlen diese Erotik sichtbar aus. Es sind schöne Menschen, die zur Begegnung einladen, und auf die ich mich auch gerne einlasse. Vielleicht sind es auch gerade die Menschen, die ihren dickeren Bauch oder ihre flache Brust als Teil ihrer Person annehmen können und sich „trotzdem“ begehrenswert fühlen.

 

Erotik ist Gegenwart

Erotik spielt sich im Augenblick ab. Wenn ich mit meinen Gedanken beim Einkaufszettel oder bei der Planung des nächsten Kindergeburtstages bin, lebe ich nicht im „Hier und Jetzt“. Erotik lässt sich nicht planen. Manchmal spüre ich die prikkelnde Nähe und mein Verlangen, wenn ich alleine bin. Wenn wir uns dann sehen, ist vielleicht was ganz Anderes dran. Aber ich kann ihm davon erzählen, und vielleicht entsteht ein neuer „Augenblick“ ...

 

Erotik ist Geschenk Gottes

Erotik ist eine lebendige Energie, die uns immer wieder aufbrechen lässt, Neues zu entdecken, Leben zu gestalten, Leben weiter zu geben. Sie kann sehr sprudelnd sein oder ruhig und tief. Sie hat viele Farben und ist im besten Fall niemals langweilig. Erotik ist der Sauerstoff für das Feuer unserer Liebe. Mal brennt die Flamme heiß, mal ist das Feuer ruhig und wärmend. Und ich wünsche mir, dass sie niemals erlischt.


R.H.

Aus: unser weg, Schönstatt Familienmagazin 2/2008

www.unserweg.com


 

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