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Ihre Herzen haben Feuer gefangen

08.10.2012


Menschen, die Feuer gefangen haben, bewegen viel und gestalten die Zukunft. Sie finden ihre Ideale und Werte, aus denen eine große Kraft entsteht.

 

„Ich war noch niemals in New York“ ist der Name eines Musicals, das wir vor kurzem besuchten. Zwei ältere Menschen lernen sich in der tristen Umgebung eines Altenheimes kennen. Sie kommen ins Gespräch. „Was können wir mit unserem Leben noch tun?“ „Ich war noch niemals in New York!“ Da sind sie ausgerissen aus ihrem Altenheim, ohne Geld und Tickets, aber mit einer Begeisterung für eine Idee. Denn: Wenn das Herz brennt, dann ist jeder Weg machbar.

 

Orientierung

Und für welche Werte leben wir? Wofür leben wir? Wie erleben Mitmenschen unsere Begeisterung? Wozu brauchen wir solche Werte überhaupt? Schränken sie uns ein oder bereichern sie uns? Der moderne Mensch sagt: Bindungen machen unfrei, Bindungen behindern meine Flexibilität. Aber der Mensch braucht Bindungen, denn sie geben ihm Halt und Orientierung. Der österreichische Altbischof Reinhold Stecher schreibt in seinem Buch „Botschaft der Berge“: „Unsere Gesellschaft ist nicht eine Felsenlandschaft der festen Überzeugungen und gültigen Wahrheiten, sondern eher ein Gelände mit wechselnden Wanderdünen, die sich heute da und morgen dort erheben, wo gerade der Wind des Zeitgeistes weht.“ Wir Menschen aber haben das Bedürfnis nach dauerhaften Werten, nach diesen feststehenden Felsen, denn diese geben uns Halt und Orientierung. Unsere Werte, unsere Ideale, sind wie ein Navigationsgerät. Sie helfen uns, den Weg zu zeigen und unser Lebensziel nicht aus den Augen zu verlieren. Sie leiten uns und sie ordnen unser Leben.

 

Suche

Das ist für uns Ermutigung, die eigenen Ideale und Werte zu suchen. Was bewegt uns? Jeder Mensch hat eine besondere Wertempfänglichkeit. Das heißt, verschiedene Wahrheiten wirken auf verschiedene Menschen verschieden. So können wir einige Tugenden beim Namen nennen, Mut und Treue, Klugheit, Vertrauen, Gelassenheit und Freude, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft. Und wir wissen, wie gut es tut, wenn man einen Partner hat, der heiter und gelassen ist und damit eine spannungsgeladene Situation entladen kann. Welche Gaben habe ich und welche Gaben hat mein Ehepartner?

 

Aufgabe des Menschen ist es, sein Persönliches Ideal zu finden. Welche Idee ist Gottes Idee von mir, von uns? Wenn ich von einer Gabe oder einer Tugend höre, die mir Freude macht, kann ich erkennen, dass ich diese Tugend wahrscheinlich besitze. Das gibt mir ein gewisses Feedback. Bücher, Filme und Bibelstellen können zu Botschaftern werden, die imstande sind, mir etwas über mich zu sagen. Wenn ich eine solche Sehnsucht in mir spüre, dann darf ich annehmen, dass Gott mir diese Gaben auch schenken möchte. Das ist eine faszinierende Entdeckungsreise.

 

Sehnsucht

Unser Persönliches Ideal drängt den Menschen von innen heraus. Das ist eine Sehnsucht in uns nach einer besseren Welt. Dieses Persönliche Ideal drängt, etwas aus ganzem Herzen zu tun, aus voller Freiheit. Und Gott weiß es zu fügen, dass jeder Mensch dieses ewige Endziel erreicht. Auch wenn die irdischen Wege krumm sind. Hier dürfen wir auf den Heiligen Geist vertrauen: Sie haben Feuer gefangen! Welches Feuer hat uns gefangen? Wofür sind wir begeistert?

 

Unsere Werte und Ideale sollen wirklich leuchten in unserem Leben. Wir wollen nicht durchschnittlich leben und sollen das auch nicht. Wir wollen brennen, denn nur so können wir Werte weitergeben. Nicht nur durch unser Sprechen, sondern durch unser Vorleben. Der französische Schriftsteller Antoine Saint-Exupery gibt eine schöne Empfehlung, indem er sagt: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

 

I have a dream

Die Werte- und Idealfindung ist heute wichtiger denn je. Wir sind wertvoll – voll mit Werten, wenn wir uns in Gott wiederfinden. Denn wir sind als Ebenbilder Gottes bestimmt und sollen dies in unserer menschlichen Art immer mehr werden. Dieses Ebenbild Gottes kann auch als das Persönliche Ideal, das Wertvolle in uns bezeichnet werden, das es zu entdecken und zu erobern gilt. Wir möchten es so sagen: Wir haben den Traum von einer Welt, in der Menschen Ideale gefunden haben, diese aus Überzeugung leben und damit auch ihre Werte leben. Denn diese lebendigen Vorbilder haben großen Einfluss auf die Gestaltung der Zukunft. Solche Menschen sind Felsen in der Brandung, die anderen Halt und Orientierung geben.

 

Wir wollen träumen: Ich war noch niemals ... oder ich habe noch oder wir haben noch niemals ... Wir bauen an dem Haus unserer Zukunft. Wir verwirklichen diesen Traum, wenn wir an diesem Haus bauen als Ehepaar und mit allen, die dazugehören: unseren Kindern, unserem sozialen Gefüge. Auch Gott als Dritter im Bunde ist in diesem Haus und auch die Gottesmutter. Wir übernehmen Verantwortung, weil wir an der Zukunft mitgestalten. Auf diese Weise haben wir teil an diesem Pfingstwunder, dass es gelingt, eine neue Kirche von morgen zu schaffen, eine Kirche von neuen Menschen in einer neuen Gemeinschaft.

 

Familie S.

Aus: unser weg, Schönstatt Familienmagazin 4/2010

www.unserweg.com


 

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