07.07.2024
Die Sonne scheint mir warm auf den Rücken. In der letzten Zeit hatte es viel geregnet. Ich genieße die Kraft, die in den Strahlen steckt und den Schein, der die Welt in einem anderen Licht erscheinen lässt. Die Blumen blühen bunt und sind schön anzusehen. Überall wächst und gedeiht es. Ein mildes Lüftchen weht durch die Bäume. Es könnte so ein schöner Tag sein.
Neben mir stehen andere Menschen. Sie sind, genau wie ich, dunkel angezogen. So wurde es mir als Kind beigebracht: Sich dem Anlass entsprechend zu kleiden. Einige der anderen kenne ich und weiß genau, wer es ist. Bei anderen vermute ich, wer es sein könnte. Alle schweigen. Keiner spricht einen Ton. Es herrscht betretene Stille. Ein komisches Gefühl von Beklemmung macht sich in mir breit. Ich habe einen Kloß im Hals. Das ist einer der Momente, vor denen man sich im Leben am liebsten drücken würde. Doch sie gehören dazu. Mit Freunden geht man durch Dick und Dünn – und eben auch den letzten Gang.
Ich erinnere mich an schöne Momente, gemeinsame Erlebnisse: Was haben wir gelacht! Kaum zu begreifen, dass das nun alles vorbei sein soll. Nun stehe ich hier auf dem Friedhof. Ein schönes Sarggesteck mit bunten Blumen haben die Angehörigen ausgesucht. Es ist geschmackvoll. Wohl auch für eine Hummel, die sich gerade in einer der Blüten verkriecht. Dann wird der Sarg herabgelassen. Ich vernehme ein Schluchzen. Diese Endgültigkeit – Sie ist so schwer zu begreifen. „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zum Staube.“, das sind die Worte, die ich höre. Währenddessen geschieht etwas Eigenartiges: Ich sehe die Hummel wieder. Sie war mit dem Sarg in das Grab herabgelassen worden, hat sich gestärkt und auf einmal steigt sie aus der Tiefe herauf. Sie fliegt heraus von tief unten nach oben, dem Licht und der Freiheit entgegen. Ganz so, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Hinaus in die warme Sonne und den eigentlich schönen Sommertag.
Ob das Zufall war?
Wer weiß das schon so genau.
Eva
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