Kinder beim Trommeln © K. Glas

Für eine menschenwürdige Gesellschaft

21.09.2009

Mein Weg durch 23 Jahre

Ich bin 46 Jahre alt, seit 23 Jahren glücklich verheiratet und Mutter von zwei Söhnen im Alter von 20 und 14 Jahren und zwei Töchtern im Alter von 18 und 2 Jahren. Mit der Geburt unseres ersten Kindes habe ich aufgehört, als kaufmännische Angestellte zu arbeiten und habe eine führende Position in der Leitung unseres zu der Zeit noch sehr kleinen, aber ständig wachsenden Familienunternehmens (!) übernommen. Die zwölf Jahre als "Nurhausfrau" (?) und Mutter waren eine sehr spannende und abwechslungsreiche Zeit für mich, und ich bereue nicht, dass ich nach der Geburt unseres ersten Kindes zu Hause geblieben bin. 1999 ergab sich dann ganz unverhofft die Möglichkeit, zuerst für zehn, dann für 20 Stunden wöchentlich wieder in meinen alten Job einzusteigen. Diese Chance habe ich genutzt, bin für fünfeinhalb Jahre wieder berufstätig gewesen und jetzt seit der Geburt unserer jüngsten Tochter im Oktober 2004 wieder zu Hause.

 

Das Wichtigste: Liebe schenken, Liebe wecken

Für mich sind Kinder eine von Gott geschenkte Gabe und Aufgabe. Sie gehören uns nicht, aber mit jedem Kind hat Gott uns als Eltern die wunderbare Aufgabe gegeben, aus dem kleinen hilflosen Wesen mit seiner Hilfe einen lebenstüchtigen Menschen zu erziehen. Ich sehe dies als eine riesengroße und wunderbare Herausforderung, nicht rosarot, sondern oft verbunden mit Schwierigkeiten und nervenaufreibenden Phasen, vor allem in Pubertät und der Phase des jugendlichen Erwachsenseins. Aber die glücklichen und schönen Seiten wiegen die Sorgen bei weitem auf. Eindeutig!!! Muttersein bedeutet für mich in einer Zeit, die so arm an Liebe ist, vor allem, den Mitgliedern der Familie Liebe zu schenken und in ihnen - und das ist für mich das weitaus Wichtigere - die Liebe zu wecken. Mit dem Ziel, dass die Kinder fähig werden, diese Liebe im Zusammenleben mit anderen Menschen weiterzugeben. Und dazu braucht es Zeit und Phantasie.

 

Ein Kind - jedes Kind - will angenommen, will bejaht, will bestätigt sein, und zwar nicht nur, weil es diese oder jene Fähigkeit besitzt, weil es niedlich ist oder gut aussieht, sondern um seiner selbst willen. Ein zur Liebe fähiger Mensch ist ein wunderbares Geschenk an seine Mitmenschen und damit letztendlich auch ein wertvoller Beitrag zum Erhalt einer menschenwürdigen Gesellschaft. Ich sehe die Familie, die für viele ein Auslaufmodell ist, nach wie vor als Keimzelle der Gesellschaft, als einen Ort der Wertevermittlung, als einen Raum, in dem Kinder das notwendige Rüstzeug für ein menschliches Miteinander lernen und mitbekommen sollten.

 

Die wichtigsten ersten drei Jahre

Im Blick auf die Diskussion um Krippenplätze, Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuung der Kinder stellt sich für mich die Frage: Warum plädieren immer mehr Politiker und vor allem auch Eltern dafür, die Erziehung der Kinder staatlichen Institutionen zu übertragen? Ich glaube, dass eine Bindung zwischen Mutter und Kind nicht oder nur unzureichend entstehen kann, wenn das Kind bereits im Säuglingsalter in institutionelle Betreuung gegeben wird. In meinen Augen ist die Bindung an die Mutter als feste Bezugsperson in den ersten drei Lebensjahren von immenser Bedeutung für die Entwicklung eines Kindes. Zudem machen es Personal- und Stundenkürzungen in den Kindergärten und sehr starre Lehrpläne in den Schulen den Erzieherinnen und Lehrern unmöglich, sich intensiv um das einzelne Kind zu kümmern. Die Gefahr, dass das einzelne Kind dabei in seiner Charakterbildung auf der Strecke bleibt, finde ich sehr groß - zu groß. Dazu kommt, dass in vielen Erzieherinnen und Lehrern die christlichen Werte, die unsere Kultur geprägt haben, nicht mehr leben. In welche Richtung wird dann mein Kind erzogen? Der Einfluss der Außenwelt wird mit zunehmendem Alter immer stärker. Ich würde die Chance der ersten Jahre bei keinem Kind aus der Hand geben, auch nicht, wenn dies mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden ist.

 

Wünschen würde ich mir, dass das Geld, das jetzt für die Einrichtung von Krippenplätzen ausgegeben wird, den Müttern mindestens drei volle Jahre nach der Geburt eines Kindes als Gehalt gezahlt wird. Dann hätten Familien eine echte Wahl.

 

S. K.
Aus: BEGEGNUNG - Zeitschrift aus Schönstatt für Frauen, 3/2007
www.zeitschrift-begegnung.de

 

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