Licht in den Alltag - Rhodos, Griechenland © G. Glas

Eheseminare - Licht in die Beziehung

05.10.2009

Ein Ehepaar berichtet über Erfahrungen als Referenten bei Ehe- und Familienveranstaltungen. Dabei nutzt ihnen ihre Tätigkeit doppelt: Sie bekommen wertvolle Impulse für die eigene Partnerschaft. Gleichzeitig geben sie ihr Wissen weiter und unterstützen damit andere Ehepaare. 

 

Hin und wieder fragt man uns, ob wir auf Familienveranstaltungen ein Referat halten wollen. Meist sagen wir spontan zu, denn es macht uns Freude, mit Menschen in Fühlung zu kommen und Anteil an der Entwicklung von Ehepaaren zu nehmen. Wenn wir merken, dass wir dadurch auch Früchte bringen, macht uns das doppelt glücklich.

 

Gleichzeitig bringt die Vorbereitung solcher Vorträge auch uns selbst Impulse. Wir besprechen Themen und bringen Aspekte in unserer eigenen Beziehung ans Licht, die im Alltag eher im Halbdunkel schlummern. Häufig entdecken wir dabei, wie stark unser Thema mit anderen Themen verwoben ist. Auf diese Weise wird uns die eine oder andere Schwäche bei uns selber klar. Wo habe ich Ideale oder Ansprüche, die ich selber nicht lebe? Wir erleben das gewissermaßen auch als eine Schulung für uns selber.

 

Gesprächskultur aufbauen

Ein ganz wichtiges Ziel ist es, das Gespräch zwischen den Ehepartnern lebendig zu halten. Der Keim der meisten Probleme steckt in einer mangelnden oder gar fehlenden Gesprächsbereitschaft . Wenn die Verständigung nur noch über die körperliche Ebene läuft , dann trocknet die Beziehung irgendwann aus. Am Anfang einer Ehe ist es noch einfacher. Ein wichtiges bindendes Element ist dann die Sexualität. Später können die Kinder als Kitt so manch bröckelnde Beziehung retten. Aber spätestens, wenn die Kinder größer sind, beobachten wir bei vielen Paaren eine gewisse Entfremdung. Kürzlich war eine Frau aus unserem Bekanntenkreis total verzweifelt. Der Mann hat eine Geliebte. Zwar will er seine Familie nicht verlassen, aber sexuell läuft nichts mehr in der Ehe. Die Frau hat sich von ihrem Mann jetzt distanziert. Wir sagten zu der Frau: „Rede mit deinem Mann." Sie hat das auch versucht, aber der Mann weicht ihr aus. Da sie keine Gesprächskultur aufgebaut haben, ist ein Bruch programmiert.

 

Unseren Schatz weitergeben

Jeder, der eine Beziehung aufbaut, müsste wissen, dass es mehrere Kanäle gibt in der Kommunikation: verbale und nonverbale Kanäle. Es reicht nicht, nur miteinander zu sprechen. Die Verständigung auf der körperlichen Ebene reicht aber auch nicht allein. Es geht um die Ganzheit der Person. Eine Person in ihrer Ganzheitlichkeit zu sehen, war immer ein großes Anliegen Pater Kentenichs. Das kommt in vielen Texten und Vorträgen von ihm zum Ausdruck. Wir haben den Eindruck, wir sitzen da auf einem Schatz, den andere nicht kennen.

 

Ein ganz wertvoller Aspekt in der Ehepädagogik Pater Kentenichs ist zum Beispiel das Ehegespräch als Fixpunkt im Ehe- und Familienalltag. Ein anderer Aspekt ist die ganzheitliche Liebe. Pater Kentenich spricht von vier Dimensionen der Liebe, die zusammenklingen müssen: die seelische Beziehung, der oft unausgesprochene Strom zwischen uns, die Freude auch am Äußeren des Partners; die körperliche Beziehung, die Zärtlichkeit und Leidenschaft ; die geistige Beziehung, die gleichen Interessen, die guten Gespräche; die religiöse Beziehung, den anderen als Geschenk Gottes wahrnehmen und annehmen. Es gilt, alle Aspekte der Liebe zu sehen und zu pflegen. Darum bemühen wir uns in unserer eigenen Beziehung, und dies versuchen wir weiterzugeben in der Arbeit mit Familien. Wir wollen ein neues Bewusstsein schaff en. Es ist uns ein Herzensanliegen, den Paaren, die wir treffen, Licht in ihre Beziehung zu bringen. In vielen Gesprächen haben wir erfahren, dass eine Partnerschaftsschulung häufig als Tabu gilt, als etwas, das man erst macht, wenn die große Beziehungskrise schon da ist. Es gilt als legitim, eine Berufsfortbildung zu machen oder einen Computerkurs, aber ein Eheseminar? Ein junges Ehepaar erzählte kürzlich, dass sie ein Partnerschaftsseminar mitgemacht haben. Großes Erstaunen im Freundeskreis und die Gegenfrage: Braucht Ihr das?

 

Wir wollen den Vorurteilen entgegenwirken und ein neues Bewusstsein schaffen. Eine solche Schulung ist unseres Erachtens wichtiger als das Erlernen anderer Fertigkeiten.  

 

Aus: UNSER WEG, Schönstatt Familienmagazin, 2/2007

www.unserweg.com

 

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