Frau und Mutter von vier Kindern © K. Glas

Erfahrungsbericht einer Frau

14.08.2009

In der schwierigen Zeit kurz nach der Geburt unseres dritten Kindes erlebte ich meinen Mann als die starke Schulter, an die ich mich anlehnen konnte. In der Schwangerschaft bin ich immer unausstehlich. Meine Stimmungsschwankungen sind dann immer sehr ausgeprägt. Um so schöner haben mein Mann und ich die Geburt unseres dritten Kindes erlebt. Sie war wirklich eine Bilderbuchgeburt. Mir ging es so gut, dass mein Mann mich noch am gleichen Tag aus dem Krankenhaus mit nach Hause nahm.

In der Krankenhausatmosphäre fühle ich mich nicht besonders wohl. Umso mehr genossen wir die schönen Tage mit unserm neuen Familienmitglied zu Hause. Die Geschwister waren ganz verliebt in ihr Brüderchen und jeder wollte den Kleinen mal halten. Ein Neugeborenes hat etwas Unschuldiges. Mir scheint es immer, als bringe es einen Schein aus einer anderen Welt mit. Dieser Glanz lag in den ersten Tagen auf unserer Familie und erfüllte sie mit Licht und Wärme. Als der Alltag wieder Einzug hielt, sagte ich zu meinem Mann: „Mir ist als hätten wir für ein paar Tage einen Blick ins Paradies werfen dürfen."
Leider kam dann der jähe Auszug aus dem Paradies. Durch unglückliche Umstände musste ich mit dem Kleinen ins Krankenhaus. Gott sei Dank stellte sich heraus, dass anfängliche Befürchtungen sich in Luft auflösten und wir durften wieder nach Hause.

Die Tage hatten mir aber einiges abverlangt:
- Die Angst: Ist da irgendetwas, ist der Kleine ernsthaft krank?
- Das ständige Warten auf den Arzt.
- Ich hatte nur eine Liege, die ich über Tag zusammen klappen musste.
- Den Kinderkrankenschwestern schien ich nur im Weg herum zu stehen.
Der Kleine merkte natürlich die ganze Aufregung und war sehr unruhig.

 

Der Stress hat Spuren hinterlassen

Wir waren total erlöst, als wir das Krankenhaus mit der Zusage verlassen konnten: "Es ist alles in Ordnung." Aber der Stress hatte Spuren hinterlassen. So kam es, dass ich kurze Zeit später mit einer Brustentzündung erneut in Krankenhaus musste. Da ich den Kleinen stillte, ging er mit. Es war nur ein kleiner Eingriff und es verlief alles sehr gut. Trotzdem war ich ziemlich mit den Nerven runter.
Die Unterstützung, die ich in dieser turbulenten Zeit durch meinen Mann erfahren habe, werde ich nie vergessen: Er war für mich da. Er war die starke Schulter, an die ich mich anlehnen konnte. Wenn ich ihn anrief, weil ich so fertig war, tröstete er mich. Er war nie ungehalten. Er machte mir kleine Geschenke. Er brachte mir zum Beispiel einen Big Mac mit ins Krankenhaus, weil ich das Essen dort nicht mehr sehen konnte.
Dabei musste er noch den Haushalt mit den beiden Großen in Schuss halten. Als er merkte, dass sie traurig wurden, weil sie soviel zurückstecken mussten, machte er mit ihnen einen Ausflug. Es hat mir einfach gut getan, dass ich mich so auf ihn verlassen konnte. Er hat uns alle in dieser Zeit getragen.
Seine ruhige und sachliche Sicht der Dinge ließ mich mein Gleichgewicht wieder finden. Ich konnte wieder Kräfte sammeln und mit neuem Mut meinen Alltag in Angriff nehmen.

Später sagte er mir einmal, dass er die Strecke von zu Hause bis zum Krankenhaus nicht mehr ausstehen könne. Er erzählte mir, wie viel ihn diese Zeit gekostet hatte. Er war weit über seine Kräfte gegangen. Auch wenn ich das erahnen konnte, so hat er mich das doch nie fühlen lassen. Diese Zeit hat uns stärker zusammen gebracht und meine Liebe zu meinem Mann vertieft. Ein Pater sagte einmal in einem Vortrag:
„Der Partner ist der Engel, den Gott uns an die Seite gestellt hat."
In dieser Zeit war mein Mann dieser Engel für mich.


Aus: UNSER WEG, Schönstatt Familienmagazin, 2/2006
www.unserweg.com

 

© 2024 Klaus Glas | Impressum | Datenschutzhinweise