Schmetterling auf Blume © K. Glas

Der Freude eine Dauerkarte anbieten

15.02.2010

 

"Zu denen geh' ich gern spielen, die sind alle so fröhlich!", meinte unser Sohn neulich, als er sich verabschiedete, um zu einem neuen Freund zu gehen. Wir alle sind gern mit fröhlichen Menschen zusammen. Sie bringen uns in Berührung mit unserer eigenen Heiterkeit, mit der inneren Leichtigkeit unserer Seele, die oft unter der Hektik des Tages verloren zu gehen scheint.

Was weckt Freude? Wie können wir der Freude in unserer Familie einen Platz sichern? Als wir neulich, beim Geburtstagskaffee einer Freundin, auf dieses Thema kamen, merkten wir schnell, wie sehr sich jede Familie Freude ins Haus wünscht, auf welch unterschiedlichen Wegen sie Einlass findet und was sie leicht stört oder vertreibt.

 

Gemeinsam etwas tun

"Für uns ist es zur Zeit das gemeinsame Tun, das uns viel Freude macht: Pflanzen im neuen Garten, Buddeln im Sandkasten, Küche abwaschen, Uno spielen", erzählt Anna. "Sonst sind wir Samstags immer Schwimmen und Shoppen gegangen, aber mit der Zeit wurde das total stressig. Das Schwimmen war der reine Konkurrenzkampf zwischen unseren drei schnell aufeinanderfolgenden Jungs. Wenn jeder sich in seiner Aufgabe verwirklichen und 'handgreiflich' etwas tun kann, sind die Burschen ausgeglichen und glücklich. So kommen sie von keinem Kinofilm zurück."

 

Wechsel von Aktion und Ruhe

Sara meint: "Das merke ich auch. Wir brauchen das richtige Maß an Aktion und Ruhe. Wir Menschen leben nun mal zwischen diesen zwei Polen. Fernsehen und Bewegung, Computer und Garten ... Es ist etwas völlig anderes, ob ich im Computerspiel über den Rasen hüpfe oder echt auf der Wiese herumtolle, Lesen und Turnen, Aktion und Ruhe: lesen, träumen, auf der Matte liegen, malen ... Und dann dürfen die Kinder auch kommen und sagen: 'Mir ist langweilig!'. Das ist ja der erste Schritt zu neuer Kreativität - wenn man die Leere aushält; nur dann kann sie sich wieder füllen. Das zu 'schaukeln' bei jedem Kind ist manchmal ziemlich anstrengend ..."

 

Sich an den kleinen Dingen freuen

"Also, wenn man euch so zuhört", lacht Eva, "meint man, hinter dem Spaß und der Freude steckt ein ausgefeiltes Hochschulstudium: Wie verleite ich meine Kinder zur Freude? Ich freu' mich einfach an meinen Kindern, an den vielen kleinen Dingen, die sie sagen und machen, an ihrem Lachen. Ganz wichtig für mich ist: Ich mache jeden Tag einen Mittagsschlaf. Das ist für mich eine wunderbare 'Zeitvermehrung'. Kein Tag ist so schlecht, dass er nicht durch ein Nickerchen verbessert werden könnte! Danach bin ich wieder fit, sehe manches lockerer und kann über vieles mit meinen Kindern zusammen lachen - auch über mich selbst, und es gelingt mir leichter, nichts selbstverständlich zu nehmen."

 

Dankbarkeitstraining

"Sprichst du von Dankbarkeit?", fragt Ilona. "Seit ich jeden Abend für mich die Szenen vom Tag heraussuche, die mir gut getan haben, bin ich viel dankbarer geworden. Und gleichzeitig nimmt man die anderen dann viel stärker wahr und wird viel wertschätzender im Umgang mit ihnen. Für mich ist es wichtig, meine Kinder auf die "Schätze" des Tages aufmerksam zu machen und am Abend mit ihnen zu fragen: Wo gab es heute etwas, worüber wir uns besonders freuen können? Immer, wenn das gelingt, sind das wunderschöne Momente.

Ich lege inzwischen auch gezielt Wert darauf, dass sie sich bedanken, wenn Oma etwas geschickt hat oder sie sonst von jemandem etwas bekommen haben. Nach dem Kindergeburtstag, wenn wir die Kinder heim bringen, steigt unser Kind mit aus und bedankt sich jeweils auch bei den (überraschten) Eltern der Freunde."

 

Nichts für selbstverständlich nehmen

"Und bei euch, Diana?" "Tja, ich überlege gerade - Freude?! Ich glaube, wenn Julia, unsere mongoloide Tochter, lachend in den Wasserfarben mantscht und Niklas nach den ersten Schrittchen hinfällt und grinsend wieder aufsteht und es neu versucht, und wenn Ansgar, mein Mann, abends am Tisch etwas Kaputtgegangenes repariert und sich freut, dass es ohne Geldaufwand wieder funktioniert, dann liegt da einfach Freude drin. Ich denke, es kommt darauf an, nichts selbstverständlich zu nehmen, sondern bewusst das Besondere darin zu sehen."

 

Feiern, was zu feiern ist

Jetzt fehlt uns nur noch, Angela, unser "Festochse" (sie ist im Vorstand der Karnevalsgesellschaft, gibt Nordic-walking-Stunden und ist begeisterte Turniertänzerin, zusammen mit ihrem Mann). "Ihr werdet lachen", beginnt sie. "Für mich ist Feiern riesig. Deshalb mache ich aus allem, was gelingt und überraschend kommt, ein kleines Fest. Letzte Woche haben wir ein 'Mathe-Drei-Fest' gemacht, weil Michi, der sonst immer eine Vier hatte, dieses Mal eine Drei geschafft hat. Letzten Monat haben wir ein 'Frühlings-Begrüßungs-Fest' gemacht und ein 'Oma-hat-keine-Schmerzen-mehr-Fest'. Feste durchbrechen den Alltag und sind wohltuende Pausen darin. Man braucht dafür nicht viel vorzubereiten. Die Idee an sich, etwas Kleines zu essen, Freiraum zum Schmücken (das reizt zwei unserer Kinder sehr) und gemeinsames Spielen. Aber das Ganze weckt viel Schwung, Lust, Phantasie und Zusammengehörigkeitsgefühl."

 

Und bei Ihnen? Wie erhält da die Freude eine Dauerkarte?

 

CLAUDIA BREHM
Aus: BEGEGNUNG - Zeitschrift aus Schönstatt für Frauen,1 /2009
www.zeitschrift-begegnung.de

 

© 2024 Klaus Glas | Impressum | Datenschutzhinweise