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Kinder brauchen tiefe Wurzeln

16.02.2012


„Ich mag dich!“, ist das Beste, was wir unseren Kindern sagen und zeigen können, damit sie nicht heimatlos und entwurzelt aufwachsen.

 

Es ist unsere vordringliche Aufgabe als Eltern, unseren Kindern einen Platz in unserem Herzen zu geben. Denn nur wer feste Wurzeln in einem tiefen Grund schlagen kann, weiß sich zu Hause und beheimatet. Ein Erzieher, der nicht selbst beheimatet ist, kann anderen kaum verlässliche Bindungen geben. Wir fühlen uns mit anderen Personen verbunden, wissen uns von Vielen getragen. Wir sind beheimatet bei unserem Ehepartner, unseren Kindern, in unserem Wohnort, an unserem Arbeitsplatz und in unseren Ursprungsfamilien. Das macht uns stark, auch für unsere Kinder, um mit ihnen tragfähige Beziehungen aufzubauen. So verstehen wir uns selbst als Werkzeug Gottes.

 

Unser Fundament wollen wir an die Kinder weitergeben. Das wollen wir mit Bindungen erreichen. Was aber sind wirklich Bindungen, die über den Augenblick hinaus tragen, vielleicht sogar dann, wenn wir selbst im Leben zu schwimmen beginnen? – Wir wollen unsere Kinder an Personen binden, die ein Herz für sie haben! Der Vorgang der Bindung muss mit Liebe geschehen. Wir wollen also Verbindungen herstellen zu konkreten Personen, Orten und Dingen, die Heimat schaffen, ein Gefühl von zu Hause sein vermitteln.

 

  • Zunächst ist da die Bindung der Kinder an uns Eltern und durch uns Eltern: Die Kleinkinder haben eine natürliche Bindung an die Mutter, die sie austrägt, zur Welt bringt und stillt. Die Aufgabe der Mutter ist es dann aber auch, die Kinder zum Vater weiterzuleiten, der in eine eigene Beziehung zum Kind hineinwachsen muss.

  • Schönstatt hilft uns, unsere Kinder an Gott und die Gottesmutter zu binden: In unserem Hausheiligtum machen wir das Kreuzzeichen und beten, wenn es geht, gemeinsam unser Abendgebet. Auf unseren Tagungen gestalten die Kinder aller Familien die Gebete und Gottesdienste mit oder erarbeiten sich in Gruppenstunden den Sinn christlicher Feste.

  • Uns ist auch die Bindung an Menschen wichtig, die mit uns geistig-geistlich in die gleiche Richtung gehen: Wir versuchen, die Kinder an Gleichgesinnte zu binden, zum Beispiel an Familien mit ähnlicher Einstellung. Zu den Veranstaltungen der Schönstatt-Mädchenjugend kutschieren wir unsere vier großen Mädchen und freuen uns, dass sie dort gute Freunde treffen.

  • Unsere älteren Mädchen sind Messdiener in unserer Pfarrgemeinde. Hier geschieht Bindung an Gemeinde und an Kirche überhaupt.

 

Du hast in meinem Herzen einen Platz

Wie lassen wir unsere Kinder im Alltag spüren, dass wir sie mögen? Wir wollen unseren Kindern nicht nur einen Platz im Haus zu geben, sondern einen Platz in unserem Herzen! Solche Liebesbindungen können auf Gott verweisen: Gott kann, darf und soll durch uns spürbar werden. Wir selbst wollen auf Gott verweisen.

 

Deshalb pflegen wir Rituale: Jeder Geburtstag, jeder Namenstag wird gefeiert. Dazu wird der Tisch mit der Kerze des Kindes und einem Blumenstrauß geschmückt, auf den Tellern liegt eine Süßigkeit, wir singen gemeinsam ein Lied für den „Jubilar“ und, ganz wichtig: Er oder sie darf sich das Mittagsgericht aussuchen. Vor dem Schulweg machen die Kinder im Hausheiligtum ein Kreuzzeichen und erhalten von uns beim Abschied auch ein kleines Segenszeichen. Vertrauen spielt eine große Rolle. Wir vertrauen den Kindern und fordern deren Vertrauen ein: Unsere 12-jährige Tochter fährt alleine mit dem Zug zur Patentante – wir bestätigen ihr, dass sie es kann. Wir erwarten Verlässlichkeiten, dass die Großen auch wirklich auf die Kleinen achtgeben, wenn wir mal nicht da sind. Wir verlassen uns darauf, dass die Kinder zu abgesprochenen Zeiten nach Hause kommen.

 

Wir versuchen, eine große Offenheit im Gespräch miteinander zu pflegen: Alle Dinge können aus- und angesprochen werden. Die Themen ergeben sich häufig durch die Zeitung, um die sich Papa morgens mit den Großen „streitet“: Krieg, Mord, Leid von Kindern, zuletzt die große Debatte um Kindesmissbrauch in der Kirche. Nicht selten kommen dann Fragen wie: „Das tust du aber nicht, Papa!?“, oder, als ein Vater sich das Leben genommen hatte: „Wieso hat er das getan?“ Nicht immer können wir eine befriedigende Antwort geben, manchmal müssen wir unser Unwissen zugeben und auf den verweisen, der unser aller Leben in den Händen hält … Wir begegnen einander mit Humor und Ernsthaftigkeit: Wir lachen miteinander und versuchen auch über uns selbst zu lachen, wenn Dinge passieren, die nicht so gut laufen. Wir setzen den Kindern Grenzen. Wir erlauben nicht alles, nur weil es alle tun oder weil es „in“ ist. Damit macht man sich nicht unbedingt beliebt, aber wir versuchen den Kindern dafür andere Alternativen aufzuzeigen.

 

Leib- und Seelsorger für die Kinder

Unser Bild für diese Hingabe des Erziehers an seine Schützlinge ist das Bild des Hirten. Wir wollen Hirte sein für unsere Kinder und für die Menschen, die uns brauchen. Jesus selbst sagt von sich: Ich bin der gute Hirt (Joh 10), und er hat dies mit seinem ganzen Leben bezeugt – bis zum Tod am Kreuz. Als Hirten sind wir Leib- und Seelsorger für unsere Kinder.

 

Fam. I.

Aus: unser weg, Schönstatt Familienmagazin 3/2010

www.unserweg.com


 

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