Familien in Memhölz © K. Glas

Panikresistent und zukunftsfähig - Warum das Auslaufmodell Familie noch lange auslaufen wird...

06.10.2009


Wenn wir das Bild vom neuen Zeitenufer nehmen, zu dem unsere Gesellschaft , unsere Kultur und natürlich auch die Kirche unterwegs sind, ob sie wollen oder nicht, dann ist die Familie tatsächlich ein auslaufendes Modell: Dieses Modell wird noch lange auslaufen, das heißt, in See stechen, wenn andere schon Schiffbruch erlitten haben, die sich nicht mehr auf See trauen. Mitglieder klassischer Familien, besonders solcher mit mehreren Kindern, haben in Extremsituationen bessere Überlebenschancen als andere Menschen.

 

Dies belegt Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in seinem Bestseller „Minimum - vom Vergehen und Neuentstehen unserer Gemeinschaft ". Zudem spürt er nachprüfbare Gesetzmäßigkeiten auf. Sein viel beachtetes Buch stärkt das Selbstbewusstsein derer, die von der Bedeutung der klassischen Familie überzeugt sind.

Zwei Beispiele sollen hier skizziert werden. Was sich von den lebensgefährlichen Extremsituationen auf den Alltag übertragen lässt, ist sicher einige Gedanken wert.

 

Je größer die Familie, desto größer die Überlebenschancen

Ein Siedlertreck von etwa 80 Personen will 1846 über die Sierra Nevada Kalifornien erreichen und bleibt in Wüsten und Schneestürmen stecken. Von den Mitgliedern größerer und kleinerer Familien werden im folgenden Frühjahr etwa die Hälfte gerettet. Von den kräftigen Single-Männern zwischen zwanzig und vierzig Jahren überleben dagegen von 15 nur drei. Die einzelnen Familien hielten zusammen, halfen einander und blieben dadurch von größeren Verlusten verschont. „Das sagt nichts aus über Moral oder Charakter der Einzelgänger oder der unterschiedlichen Familien. Es war ...viel mehr als das. Es war ein Gesetz" (S.17).

 

Panik-Resistenz: Auch im Chaos können wir uns aufeinander verlassen

Etwa 3.000 Urlauber vergnügen sich allein und in Gruppen in der riesigen Freizeitanlage Summerland auf der englischen Insel Isle of Man. Zwei kleine Jungen finden Zigaretten und Streichhölzer - und verursachen einen Brand. Kamerateams filmen die Menschen, die dem feurigen Labyrinth entfliehen wollen. In dem Film sind Personen zu erkennen, Erwachsene und Kinder, die scheinbar nicht den Ausgang finden, wieder zurück- oder planlos hin- und herrennen. Am Ende sind mehr als einhundertfünfzig Tote und viele hundert Verletzte zu beklagen.

 

Der Psychologe Jonathan Sime analysiert später die Ereignisse und studiert die Aussagen von Überlebenden. Sein Wissen benutzt er später und erkundet, wie Fluchtwege in Gebäuden richtig anzulegen sind ... Während der Studien zeigt sich, dass vieles, was planlos und desorientiert aussah, tatsächlich ein Ziel hatte: Die Familien suchten einander, brachten sich nicht einfach selbst in Sicherheit. Gleichzeitig analysierte er das Verhalten einer Gruppe von befreundeten Männern: Alle wollten nur sich selbst in Sicherheit bringen. Lediglich einige wenige waren zusammengeblieben. Die meisten Familienmitglieder dagegen hielten zusammen, was besonders für die Kinder lebenswichtig war.

 

In einer Paniksituation, in der theoretisch eher ein Zusammenbruch aller psychischen Bindungen zu erwarten wäre, verstärken sich demzufolge die Bindungen in der Familie eher noch. Es tut gut, wenn ein seriöser Autor solche Überlegungen anstellt - in einer kulturellen Landschaft , in der die schrillen Karikaturen der Simpsons die einzige funktionierende Vater-Mutter-Kinder-Familie zu sein scheinen. Ob all das, was Schirrmacher aus seinen Beobachtungen folgert, zutrifft, wird kontrovers diskutiert.

 

Die Belege, die er zusammengetragen hat, sind aber stichhaltig. Es gibt eben keine Zukunft ohne Familien. Deshalb hat mir das Buch und seine Argumentation gefallen. Und was gut zum Thema passt: Meine Frau hat es mir geschenkt!

 

Aus: UNSER WEG, Schönstatt Familienmagazin, 2/2007

www.unserweg.com


 

© 2024 Klaus Glas | Impressum | Datenschutzhinweise