Foto: Karl-Heinz Laube/ pixelio.de

Zeit für Vater und Sohn

27.06.2013


Es gibt kein Rezept, das einen Vater zu einem „guten Vater“ macht. Wertvoll für die Beziehung ist aber auf jeden Fall gemeinsam verbrachte Zeit – Zum Beispiel bei einem Vater-Sohn-Wochenende.


Freitagnachmittag – mein 13-jähriger Sohn und ich starten gemeinsam in das Wochenende. Das Besondere: Wir starten nur zu zweit. Die Mutter und die zwei Geschwister lassen wir zurück. Unser Ziel ist die Jugendherberge im Kloster Benediktbeuren. Hier findet ein Vater- Sohn-Wochenende statt. Zu Beginn lernen wir die weiteren fünf Vater-Sohn-Paare kennen. Alle Söhne sind zwischen 10 und 13 Jahre alt.

 

Vertraust du mir?

Mein Sohn und ich werden vor spielerische Herausforderungen gestellt. Ich soll mit verbundenen Augen eine gespannte Mausefalle von einer Kiste auf einen Stuhl transportieren – nur durch die Anweisungen meines Sohnes dirigiert. Wer schon mal gesehen hat, wie eine Mausefalle zuschnappt, weiß, welches Vertrauen ich aufbringen muss, um langsam tastend meine Hand nach der Mausefalle auszustrecken.

 

Eigentlich wollten wir auf der Loisach paddeln – zu zweit in einem Kanu. Aber dann kam das schlechte Wetter mit Schneeregen und wir entschließen uns, an der hauseigenen Kletterwand zu klettern. Der Vater sichert den Sohn. Bei der anschließenden Radtour zum Moorpfad, den wir bei Dauer-Nieselregen erkunden, zeigt sich, wie hart Männer sein können oder könnten ... Umso wärmer empfängt uns die Hütte, in der wir am Holzofen unser Abendessen kochen und unsere nassen, kalten Glieder wieder wärmen können. Ein uriger Hüttenabend – wir erzählen uns gegenseitig von unseren Erfahrungen mit Gott und unseren Erfahrungen mit unseren Vätern.

 

Was braucht ein Sohn von seinem Vater?

Einmal werden wir an diesem Wochenende auch getrennt. Während die Jungs mit zwei Betreuern einen Fragebogen ausfüllen und sich in der Turnhalle austoben, erwartet die Väter ein Impulsreferat von einem Vater mit bereits erwachsenen Kindern. Inspiriert von den gut strukturierten Gedanken kommen wir Väter in den Austausch, stellen fest, welche Fragen und Herausforderungen uns umtreiben, welche Ansätze in anderen Familien schon hilfreich waren.

 

Gute Nähe

Höhepunkt ist dann der Sonntag. Vor dem Gottesdienst hat jedes Vater-Sohn-Paar genügend Zeit und Raum, miteinander ins Gespräch zu kommen. Inspiriert durch den Fragebogen, den die Jungs alleine ausgefüllt haben, sprechen wir beide buchstäblich über Gott und die Welt, über ihn, über mich und natürlich über uns.

 

Es ist ein gutes Gespräch und bringt eine gute Nähe. Viel zu selten ergeben sich solche Gelegenheiten für exklusive Gespräche zu zweit. Deshalb nutzen wir die Zeit. Im Gottesdienst besiegeln wir unser Gespräch, indem die Väter ihre Söhne einzeln nacheinander segnen. Das Wochenende wurde zu einem echten Erlebnis – ein bisschen Abenteuer, exklusive Zeit zu zweit, besseres Kennenlernen, Nähe und Vertrautheit. Und ein ordentliches Vater-Sohn-Gespräch bekommen wir wieder hin.

 

Nur über eine Sache ist mein Sohn sauer: Beim nächsten Mal darf sein kleiner Bruder mit und er muss bei seiner Mutter und seiner Schwester zu Hause bleiben – denn es darf immer nur ein Sohn mitgehen.

 

M.H.

Aus: unser weg, Schönstatt Familienmagazin 2/2012

www.unserweg.com


 

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