Eisenhower-Schema © K. Glas

Zeitmanagement in der Familie

25.12.2009

Wer kennt das nicht: Die Liste der anstehenden Arbeiten ist ellenlang, und alles sollte am Besten sofort erledigt werden. Also womit beginnen? Familie P. plant wie ein amerikanischer Präsident – und hat damit gute Erfahrungen gemacht. 

 

Die Große hat keine saubere Jeans mehr, Kaffee ist auch keiner mehr da, die Toilette hätte eine Reinigung dringend nötig, die Schwägerin wartet auf einen Anruf, das Nachbarschaftsfest am Wochenende sollte vorbereitet werden, der Kleinste hat in drei Tagen seinen Kindergeburtstag (Essen, Trinken, Schmuck, Spiele für draußen und drinnen…), ach ja, da ist noch der Termin, den ich endlich mal für die Krankengymnastik ausmachen sollte. Der Zettel mit den Themen fürs Ehegespräch ist fast voll, und wer holt eigentlich heute Abend die Jungs vom Fußball ab? Ach, ich sollte doch in das Poesiealbum meiner kleinen Tochter schreiben (große Ehre!). Wann muss eigentlich die Steuererklärung fertig sein? (Der Stapel Unterlagen auf dem Schreibtisch muss vorher noch sortiert werden.) Gerne würde ich endlich mal die Wochenzeitung lesen, was aber ein bisschen Ruhe fordert. Verschiedene Aufgaben, verschiedene Ebenen, unterschiedliche Arbeitsplätze mit andersartigen Anforderungen.

 

Fünf Minuten, die sich lohnen

 

Um den Überblick zu bewahren, nehme ich mich zurück und setze mich mit einer Tasse Tee an den Tisch. Fünf Minuten Planung, die ich im Laufe des Tages um ein Vielfaches einsparen werde. Die To-Do-Liste sortiere ich nach einer Methode, die der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower erfunden hat. Er stellte fest, dass sich die Aufgaben, die er erledigen wollte oder musste, in zwei Gruppen einteilen ließen:


1. Wichtige Aufgaben waren diejenigen, die ihn seinen Zielen näher brachten.

2. Dringende Aufgaben waren solche, auf denen von außen Druck lastete
    und die erledigt werden mussten.

Es gab weniger und mehr wichtige und dringende Aufgaben, manche waren sogar wichtig und dringend zugleich, und andere konnte er vernachlässigen. Er versuchte, jeden Tag auch wichtige Aufgaben zu erledigen, die nicht dringend waren.

 

Dringend oder wichtig?

 

Also überlege ich zuerst, was wichtig ist und nicht „schreit“. Da ist das Poesiealbum der Tochter. Mein Ziel ist eine gute Beziehung, die sie für ihr Leben stärken soll; das ist wirklich wichtig. Die Viertelstunde für einen schönen Eintrag will ich mir heute Morgen nehmen, bevor die Kinder aus der Schule kommen. Ähnlich wichtig ist der Anruf in der Krankengymnastikpraxis, der wenig Zeit kostet und Lebensqualität erhalten hilft. Eine kurze Verabredung mit meinem Mann für ein Ehegespräch beim Italiener Freitagabend – ein kleiner Schritt für die wichtigste Beziehung in unserem Leben. Aber dann ist da das Dringende und Wichtige, vor allem die Steuererklärung. Die muss ich am Samstag angehen, wenn mein Mann sich um die Kinder kümmern kann – könnte er nicht gleichzeitig vielleicht mit ihnen schwimmen gehen? Wenn ich weiß, dass die Kinder mit ihrem Papa toben, kann ich mich dieser lästigen Aufgabe besser widmen. Kindergeburtstag und Nachbarschaftsfest sind ebenfalls dringend. Aber wenn ich den Geburtstag gut vorbereiten möchte – dann kaufe ich doch besser eine Melone und serviere sie den Nachbarn gut gekühlt, als dass ich dafür noch einen Salat und einen Kuchen mache.

 

Der Berg wird kleiner

 

Ich nehme mir vor, die Dinge nach dieser Skala geordnet anzugehen. Wenn ich jeden Tag etwas wirklich Wichtiges mache, dann komme ich meinen Zielen näher. Wenn ich jeden Tag etwas Dringendes wegarbeite, wird der Berg jeden Tag ein bisschen kleiner. Und zur „Belohnung“ kann ich mir dann und wann auch etwas Triviales gönnen wie eine halbe Stunde Zeitung lesen. 

 

X.

Aus: UNSER WEG, Schönstatt Familienmagazin, 3/2007
www.unserweg.com

 

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