Foto: Helene Souza/ pixelio.de

Zur Selbstkompetenz führen

26.07.2012


In der Erziehung unserer Kinder braucht es Führung. Aber wer führt wen? Und wohin?

Jedes unserer Kinder lernt ein Instrument, denn es ist uns wichtig, dass sie einen Zugang finden zum Musizieren. Wir singen auch gerne miteinander und haben Freude an der Musik. Doch bei einem unserer Kinder spüren wir seit einer Weile, dass die Freude am Üben fehlt. Das ist mehr als ein üblicher Durchhänger. Wir fragen nach: Was machst du denn wirklich gerne? Und das sind eben andere Dinge. Wir kommen gut ins Gespräch darüber, was ihm wichtig ist und wie es verschiedene Themen angeht. Wir entscheiden uns miteinander, andere Schwerpunkte zu setzen in der Gestaltung der Freizeit.

 

Achtsamkeit

In der Erziehung unserer Kinder spüren wir immer mehr, dass es unsere Aufgabe als Eltern ist, unsere Kinder zu sich selbst zu führen. Es geht nicht darum, eine Idee von ihrem Leben zu entwickeln, sondern achtsam zu schauen, welche Idee Gottes in ihnen liegt. Häufig meinen wir den Weg schon zu kennen, der für sie (und uns!) der Richtige ist – wir kennen sie ja schließlich gut! Aber trifft das immer? Welche Rolle spielen dabei unsere Eitelkeiten? Ein befreundetes Ehepaar, sehr gebildet und an den schönen Künsten interessiert, hat einen Sohn, der unbedingt Fußballer werden will. Die Mutter sagt: „Es fällt mir unglaublich schwer, mehrmals in der Woche am Rande eines Fußballplatzes auf das Ende des Trainings zu warten. Im Kostüm steh ich dann zwischen anderen schreienden Eltern und fühle mich komplett fehl am Platz. Was aber soll ich machen, wenn es doch sein Glück ist ...?“

 

Ehrfurcht

Im Gespräch mit einer anderen Freundin kamen wir auch auf dieses Thema zu sprechen. Wir als Eltern nehmen für unsere Kinder immer wieder Opfer auf uns wie finanzielle Einschränkungen oder Verzicht auf beruflichen Erfolg. Da wünschen wir uns natürlich, dass aus unseren Kindern „etwas wird“. Aber was ist dieses „etwas“? Wir wissen es nicht. Wir können uns nur gemeinsam mit unserem Kind auf die Suche begeben, um zu erspüren, welche Idee Gott von seinem oder ihrem Leben hat. Und wir dürfen uns mit dem Kind freuen, wenn es diesem Bild immer näher kommt. Dann hat das nichts mit Stolz zu tun, sondern mit Ehrfurcht vor etwas Größerem.

 

Die Frage bleibt dann: Wer führt wen? Wir das Kind oder das Kind uns – oder Gott uns beide, wenn wir ihm die Führung über lassen?

 

Aus: unser weg, Schönstatt Familienmagazin 4/2010

www.unserweg.com


 

© 2024 Klaus Glas | Impressum | Datenschutzhinweise