18.01.2025
„Hallo!“
Da ist es schon wieder. Dieses kleine unscheinbar und doch anfänglich nett anzuschauende Männchen. Ich brauche gar nicht meine Augen öffnen. Ich weiß, wie es aussieht. Eigentlich wollte ich noch einen Moment im Bett liegen bleiben. Die wohlige Wärme genießen. Doch ehe ich mich versehe, hüpft das Männchen neben mir munter auf und ab. Ignorieren? Unmöglich!
„Hallo! Hast du mich etwa vergessen?“
Nein, wie könnte ich. Schließlich war es bei mir als ich eingeschlafen bin. Und ich sage Euch, das braucht echt Zeit mit dem Einschlafen, wenn neben einem ein kleiner Unruhestifter liegt. Und ehe ich nun heute richtig aufgewacht bin, war es ja auch schon wieder da. Also stehe ich leicht entnervt auf. Ich kann schon vorhersagen, was passiert. So gut kenne ich diese kleine Gestalt schon.
„Wo willst du hin? Ich komme mit!“
Das Männchen begleitet mich auf Schritt und Tritt. Es geht mit mir durch den Alltag. Hin und wieder habe ich ein paar ruhige Minuten, dann kann ich mich auf etwas Anderes konzentrieren. Doch wann und wie lange das ist, das ist nur schwer planbar. Ob ich will, oder nicht: Es ist mein Lebensbegleiter. Oft ist es ähnlich angezogen, manchmal wechselt es aber auch die Kleidung und ich brauche einen Moment, bis ich merke, dass es noch immer das gleiche Männchen ist. Nur in einem etwas anderen Gewandt.
„Beschäftige dich mit mir!“
Es ist aufdringlich und lässt nicht locker. An manchen Tagen war es mir zu viel. Da habe ich das Männchen genommen und vor die Tür gesetzt.
„Bis später!“
Das waren seine Worte, die ich zu hören bekam. Ich schloss die Tür und sicherheitshalber auch die Fenster. Nun habe ich meine Ruhe, dachte ich. Leider war das ein Fehlschluss. Es dauerte nicht lange, da hörte ich eine Stimme:
„Bin wieder da! Die Hintertür war offen!“
Das Leben mit dieser kleinen Gestalt ist herausfordernd. Tag für Tag aufs Neue. An manchen Tagen wächst das Männchen – immer dann, wenn ich mich viel mit ihm beschäftige. An anderen Tagen schrumpft es und scheint kaum noch sichtbar – dann wenn ich es links liegen lasse. Es zu ignorieren ist schwer. Es drängt sich förmlich auf.
Doch seit ein paar Tagen habe ich frei von diesem kleinen Quälgeist. Wie es dazu kam? Ich hatte eine Idee: Du, kleines Männchen, ich kenne jemanden, der sich super um dich kümmert. Er kann das viel besser als ich. Ich weiß, er wird dich gerne willkommen heißen. Was hältst du von einem kleinen Urlaub?
Ob ihr es glaubt oder nicht. Nach einigem Hin und Her hat es sich tatsächlich darauf eingelassen. Jetzt kann ich einen Moment entspannen und zu mir kommen. Ich weiß, es ist nur auf Zeit. und das Männchen wird zurückkommen. Doch bis dahin genieße ich die Ruhe.
Übrigens hat mein Männchen auch einen Namen. Es heißt: Sorge.
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. (1. Petr 5,7)
Eva
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