23.10.2009
Eigene seelische Heilung geschieht nur durch die Kraft der Vergebung. Nachdem der Vorgang beim Vergeben beschrieben worden ist, wird auch deutlicher, was Vergebung nicht ist:
Wir nehmen denjenigen, die an uns schuldig geworden sind, nicht ihre Verantwortung und ihre Schuld ab. Sünden vergeben kann nur Gott, genauer gesagt der Priester, der im Auftrag Gottes handelt. Wir bringen aber deutlich zum Ausdruck, dass die Schuld des anderen unsere Beziehung zu ihm nicht weiter belastet.
Wenn ein Kind aus Krankheitsgründen seine Schulpflicht nicht erfüllen kann, schreiben die Eltern eine Entschuldigung. Objektive Gründe verhindern die Erfüllung einer Pflicht.
Wir können gar nicht wahrhaftig verzeihen, solange wir die Handlungen und Verhaltensweisen, die uns verletzt haben, leugnen, bagatellisieren, beschönigen, rechtfertigen oder verdrängen. Wenn wir um Verzeihung gebeten werden, dürfen wir nicht antworten: „Ach, es war ja gar nicht so schlimm." Doch, es war für mich schlimm, darum vergebe ich dir, aber ich entschuldige nicht dein Verhalten. Sich selbst ehrlich einzugestehen, dass man noch nicht bereit ist zu vergeben, ist sicherlich besser, als Vergebung vorzutäuschen.
Vergebung bedeutet auch nicht, dass der andere einen Freibrief hat, mich auch weiterhin so zu behandeln. Die Furcht vor solcher Fehlinterpretation hindert uns oft, den Schritt der Vergebung zu tun.
Aus: UNSER WEG, Schönstatt Familienmagazin, 2/2007 www.unserweg.com
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