P. Josef Kentenich (1885 - 1968)

Individualität und Sexualität

14.08.2009

Sie müssen einmal untersuchen, wie das Verhältnis zwischen den Ehepartnern heute anders geworden ist, als das früher, noch zu Großvaters Zeiten, war. Zu Großvaters Zeiten, da lebte man vielfach in einer Sippe, also in einer größeren Familiengemeinschaft, mit Verwandten und Bekannten. Sehen Sie, dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit mit einem größeren Kreise, das geht heute mehr und mehr verloren. Das moderne Leben reißt ja auch alle Gemeinschaft auseinander. Es ist ein harter Existenzkampf, in dem jeder sein Letztes hergeben muss. So erklärt es sich, dass der einzelne, also Mann und Frau, viel stärker auf das individuelle Verhältnis angewiesen ist. Das heißt praktisch, was ich nicht an Geborgenheit, an Ruhe und Ergänzung in der Öffentlichkeit finde, das suche ich nun viel stärker als früher bei meinem Ehepartner. Deswegen das Gefühl: Durch den geschlechtlichen Akt, durch diese starke Vereinigung, wird in mir das Bedürfnis nach Ruhe, nach Geborgenheit, nach Ergänzung in einzigartiger Weise befriedigt.

 

P. J. Kentenich (1961)
Aus: BEGEGNUNG - Zeitschrift aus Schönstatt für Frauen, 3/2008
www.zeitschrift-begegnung.de

 

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