Am Rhein bei Boppard © H. Brehm

Let's talk about love

06.11.2009

Uns ist es wichtig, dass unsere Teenies mit allem zu uns kommen können. In den letzten Jahren ist Freundschaft und Partnerschaft Thema Nummer 1. Wir passen uns in unserem Verhalten und Argumentieren dem Alter unserer Kinder an.

 

Manchmal, wenn meine Frau und ich abends im Bett liegen, kommt unsere 18- jährige Tochter zu uns. Wenn sie sieht, dass der Platz zwischen uns leer ist - wenn keines ihrer Geschwister dort liegt -, springt sie mit Schwung hinein, sodass das ganze Bett verrutscht. Meistens necken wir uns oder fragen: Was gibt's Neues? Oder wir unterhalten uns einfach weiterhin über das Thema, das wir gerade besprachen. In solchen Momenten ergeben sich manchmal die besten Gespräche.

 

Intensive Gespräche

Meiner Frau und mir ist es wichtig, dass unsere Kinder spüren: Sie dürfen immer zu uns kommen. Eine wohltuende Atmosphäre trägt dazu bei, ermutigt die Kinder eher, selbst mit Fragen und Problemen auf die Eltern zuzugehen. Am Samstagmorgen zum Beispiel, wenn wir mit frischen Brötchen meist als komplette Familie frühstücken, ergeben sich oft intensive Gespräche.

 

Wir sehen am Gesicht, was Sache ist

Zu 99 Prozent lesen wir aus den Gesichtern der Kinder, ob sie ein Problem mit sich herumtragen. Unsere Töchter erkennen das auch und unterhalten sich. Es kommt vor, dass sie voneinander mehr wissen als wir. Ganz spannend ist natürlich, wenn eine gerade einen Freund hat. Wenn dann von den Geschwistern jemand sagt: Der ist blöd - so wie der sich das letzte Mal verhalten hat ... wirkt ein solcher Spruch und löst ein Gefühl der Zerrissenheit aus ... Uns kam es in all den Jahren darauf an, dass unsere Kinder hören und wissen, was uns für eine Freundschaft und Partnerschaft wichtig ist. Wenn wir uns auf einen Tag für Paare vorbereiten und über den Umgang miteinander, über Ehe und Zärtlichkeit sprechen, dann bekommen unsere Kinder das mit.

 

Wir sagten: Das gibt es nicht!

Wir passen unser Verhalten dem Alter unserer Kinder an. Unsere 15-jährige Tochter zum Beispiel wollte vor kurzem eine Gartenparty mit Zeltlager veranstalten. Sie plante ein großes Zelt für fünf Jungs und vier Mädchen. Wir sagten klipp und klar: Das gibt es nicht! Wenn Du eine Party mit Übernachtung willst, dann auf jeden Fall getrennt, ohne Zigaretten und Alkohol und nicht länger als Mitternacht. Ab zehn muss die Musik leiser gestellt werden, ab zwölf muss Stille herrschen - leise unterhalten ist okay. Als Jüngere möchte sie natürlich das tun, was auch ihre größeren Geschwister machen.

 

Campingwochenende

Unsere volljährige Tochter ging gemeinsam mit Geschäftskollegen und -kolleginnen zu einem Campingwochenende. Wir sagten: Ihr macht ja sicher ein Zelt für die Mädchen und eines für die Buben. Wir sagen unsere Meinung, aber letztlich haben wir es nicht mehr in der Hand, wenn unsere Kinder von zu Hause weg sind. Sie kennen unsere Meinung. Von unserer Seite ist ein Vertrauensvorschuss gefragt. Wir überlassen es ihnen, wie sie damit umgehen. Sie sind volljährig und müssen jetzt ihren Weg gehen.

 

Eine Beziehung muss wachsen

Wir sprachen auch über Zärtlichkeiten. In den Medien und Filmen laufen Beziehungen oft so: Man begegnet sich am Abend und geht miteinander ins Haus und ins Bett ... Das kann es nicht sein. Eine Beziehung muss wachsen. Am schönsten ist es, wenn Intimitäten der Ehe vorbehalten bleiben. Eine unserer volljährigen Töchter hat einen festen Freund. Es ist ihre erste Beziehung. Wir haben ihr die Empfehlung mitgegeben: Halte Dich mit Zärtlichkeiten zurück, tu langsam. Sie weiß, wie wir denken. Jetzt nehmen wir uns aber auch zurück. Sie muss jetzt selber entscheiden. Kürzlich haben wir eine schwierige Phase mit unserer Tochter durchgemacht. Sie wollte Schluss machen mit ihrem Freund. Sie hatte es lange mit sich herum getragen. Das war auch Thema in unserer Familie. Sie hat viel mit sich gekämpft. Wir haben sie in Ruhe gelassen, nur wenn sie kam und etwas wissen wollte, gaben wir ihr Rat. Manchmal sagte sie, was sie stört:

 

Ich muss auf meine Hobbys verzichten

Unsere Tochter: Er möchte, dass ich die Wochenenden bei ihm verbringe. Aus Rücksicht auf ihn habe ich oft an Treffen der Mädchen-Jugend nicht teilgenommen. Er versteht nicht, dass mir das wichtig ist.

Wir: Es kann nicht sein, dass in einer Partnerschaft eine Person große Erwartungen hat und Forderungen stellt und der andere nur diesen Anforderungen genügen soll. Unser Eindruck ist, dass Eure Bindung zu eng ist. Das ist eine Frage von Nähe und Distanz. Schau, dass Du herausfindest, was Dir selber wichtig ist.

 

Er will vom Glauben nichts wissen

 

Unsere Tochter: Er geht nicht in die Kirche, er will vom Glauben nichts wissen. Das macht mir ziemlich zu schaffen.

Wir: In seiner Familie hat er den Glauben nicht kennen gelernt. Ob er sich eines Tages für den Glauben öffnet, wissen wir nicht.

Unsere Tochter: Aber ich kann mir kein Leben vorstellen mit jemandem, dem der Glauben nichts bedeutet.

Wir: Wenn Dir der Glaube so wichtig ist - was wir sehr schätzen - gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es liegt ihm an Dir und er zeigt Interesse an dem, was Dir wichtig ist oder Du musst die Beziehung beenden. Es war uns wichtig, dass sie diese harte Entscheidung zumindest schon mal gehört hatte.

 

Schluss gemacht

Ihr Freund spürte, dass etwas nicht stimmte. „Ist was?" fragte er sie an einem Abend. Schließlich hat sie es ihm gesagt. Tränen überströmt, schluchzend nach Luft ringend kam sie nach Hause. Sie erzählte und saß da wie ein Häufchen Elend. Wir versuchten ihr klar zu machen, dass so etwas in Partnerschaften durchaus vorkommt. Als sie erzählte, dass auch er seine Fassung verlor, waren wir unsicher, ob die Beziehung wirklich zu Ende ist. Tatsächlich rief er dauernd an und schickte ihr SMS, bis sie sich erweichen ließ. Sie sprachen stundenlang - beide in Tränen aufgelöst.

 

Krisenmanagement

Wir sagten ihr: „Einerseits ist es toll, dass er sich bemüht. Andererseits muss er dann auch tun, was Ihr vereinbart. Er muss respektieren, was Dir wichtig ist. Jetzt müsst Ihr Euch mehr mit dem Thema Partnerschaft auseinandersetzen." Wir gaben ihr entsprechende Bücher zu lesen. Wir als Eltern gaben ihr Tipps und sagten ihr, dass wir darauf achten, ob er die Abmachungen einhält. Wir unterstützen unsere Tochter, aber entscheiden muss sie es letztlich selber.  

Nach einigen Wochen war es dann soweit: unsere Tochter trennte sich von ihrem Freund, was für beide wieder eine schmerzliche Erfahrung bedeutete. Mittlerweile hat unsere Tochter eine enorme positive Entwicklung erfahren, ist deutlich gereift und eine richtige Frohnatur.

 

KK

Aus: UNSER WEG, Schönstatt Familienmagazin, 3/2007

www.unserweg.com


 

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